Erste Hilfe für kaputte Gegenstände

Das Repair-Café im MGH bildet einmal im Monat ein begehrtes Angebot

Bad Sassendorf – Der Drucker sagt keinen Mucks mehr. Vorher ging wenigstens das Display an und es kam eine Fehleranzeige. Jetzt ist das Gerät quasi tot. „Ich wollte ihn sofort in die Tonne schmeißen“, sagt der Besitzer, „aber meine Frau meinte, dass man es ja wenigstens versuchen kann mit dem Reparieren“. Die Ehefrau steht neben ihm, hat gerade den leeren Teller, auf dem vor ein paar Minuten noch die frische Waffel lag, an die Theke zurückgebracht. „Zum Glück haben wir die Ankündigung für das Repair-Café gesehen und sind spontan hierhergekommen. Sonst wäre es ja viel zu teuer geworden“, sagen die beiden.

Sie sind erst im März nach Bad Sassendorf gezogen und restlos begeistert, dass es im Mehrgenerationenhaus (MGH) ein solches Angebot gibt. „Man will ja nicht gleich immer alles wegwerfen, was nicht mehr funktioniert“, sind sich die beiden einig. Das sieht auch ein anderes Ehepaar so. Die Hose für den Sport passt nicht mehr richtig. „Der Bund ist ausgeleiert, die kann ich so nicht mehr tragen, sie ist aber meine Lieblingshose“, sagt die Ehefrau. Die flinken Damen am ersten Tisch des Saales, in dem sich das Repair-Café mit mehreren „Fachbereichen“ ausgebreitet hat, sind mit ihrer Arbeit an der Hose schon fertig. Sie haben den Hosenbund so mit der Nähmaschine bearbeitet, dass hier demnächst bequem ein Gummizug Platz findet. Einen Tisch weiter flackert ein Grablicht wieder vor sich hin. Das hatte das Pärchen auch gleich noch mitgebracht, weil es nicht mehr funktionierte.

An einem Tisch wird die Batterie in einer Uhr gewechselt. Eine Station weiter ist eine elektrische Rasenschere in Arbeit. Gerhard Kosicke holt die Spezialinstrumente heraus, um das Gehäuse zu öffnen. „Das Gerät lädt nicht mehr, mal schauen, warum.“ Er ist gelernter Elektriker und das hier macht ihm richtig Spaß: tüfteln, auf die Suche gehen, die Ursachen finden.

„Ein kleines bisschen habe ich ja auch ein schlechtes Gewissen, weil ich echter Elektronik-Nerd bin und zu Hause auch vieles herumliegen habe, was eigentlich gar nicht nötig ist oder nicht mehr funktioniert“, sagt er. Deshalb bietet er ehrenamtlich seine Dienste im Repair-Café an. Für die Gartenschere kann er nichts mehr tun. Die Platine ist mit einer dicken weißen Masse überzogen. „Da ist mal Wasser hineingekommen. Das ist meist der Tod der Geräte“, sagt er.

Gleich mehrere Stationen bauen die 22 ehrenamtlichen „Reparateure“ im Mehrgenerationenhaus auf. Elektriker, Radio- und Fernsehtechniker sind dabei, Näherinnen, Mechaniker, Fachleute für Spielzeuge, Laptops, Drucker, Handys, Reißverschlüsse oder die Erneuerung von Druckknöpfen. Solange alles noch mit den eigenen Händen tragbar ist, versucht das Repair-Team, Lösungen zu finden. Waschmaschinen sind da allerdings eine Nummer zu groß. Auch Kaffeevollautomaten fallen raus aus dem Repertoire. „Dafür gibt es keine Ersatzteile“, betont Teamleiterin Ruth Tide. Schweißen und Reparaturen mit offenen Flammen sind ebenfalls nicht möglich.

Ansonsten geht im Repair-Café beinahe alles. Auch fast echte Lebensrettung. „Wir hatten mal einen Musiker, der kurz vor einem Karnevalsauftritt sehr verzweifelt mit einer Musikanlage zu uns kam, bei der eine Taste nicht mehr funktionierte“, erinnert sich Ruth Tiede. Er verließ das Mehrgenerationenhaus mit einer funktionierenden Anlage, einem geretteten Auftritt und Tränen in den Augen. „Das war meine letzte Rettung“, versicherte der Karnevalist in Not. Tränen liefen auch bei einer Frau, die mit einer zerstörten Madonnen-Figur kam. Ein Arm war abgebrochen. Die Helfer reparierten den Bruch und machten ihn mit identischer Farbgebung fast unsichtbar.

Versorgungslücke schließen

Das Repair-Café deckt auch „Versorgungslücken“ ab wie bei Batteriewechsel, denn einen Uhrmacher gebe es vor Ort nicht mehr. KATJA BURGEMEISTER

Anlaufstelle ein Mal im Monat

Jeden letzten Mittwoch im Monat hat das Repair-Café von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Rund 35 Hilfesuchende schauen dann vorbei. Es gab auch schon mal einen „Run“ mit 55, „dann kommen wir aber an unsere Grenzen“, betont Ingo Balkenhol. Repariert werden Alltagsgegenstände von Elektrogeräten wie Toaster, Mixer und Staubsauger, aber auch Kleidung, Textilien und Spielzeug. Wichtig ist: Sie müssen gereinigt abgegeben werden. Mehr Infos gibt es online unter repair-cafe-bad-sassendorf.de oder bei der Teamleiterin Ruth Tide unter Telefon 02921/9435060.

Quellenangabe: Soester Anzeiger vom 02.09.2025, Seite 18


Das Repair Café feiert fünfjähriges Bestehen


Ehrenamtstag der Gemeinde Bad Sassendorf

Am 21. Juli 2024 richtete die Gemeinde Bad Sassendorf den Ehrenamtstag aus, um ihre Wertschätzung für das ehrenamtliche Engagement ihrer Bürgerinnen und Bürger zu bekunden. Der Dank galt dabei auch den Mitgliedern des Repair-Cafés, die durch ihre herausragenden Leistungen im Bereich der Nachhaltigkeit hervorgetreten sind.

Der Ehrenamtstag stand ganz im Zeichen der Anerkennung und des Dankes für die vielfältigen Beiträge der Ehrenamtlichen zur Gemeinschaft. Unter den Vorgeschlagenen für diese Ehrung befanden sich auch die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Repair-Cafés. Ihr unermüdlicher Einsatz für die Förderung einer nachhaltigen Lebensweise wurde damit auch berücksichtigt.

Die Gemeinde Bad Sassendorf nutzte diese Gelegenheit, um den Ehrenamtlichen ihre aufrichtige Anerkennung auszusprechen und ihnen für ihren Einsatz zu danken. Der Staatssekretär des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Matthias Heidmeier und Bürgermeister Malte Dahlhoff begrüßten die geladenen Gäste im Hof Haulle. Hierbei betonten sie übereinstimmend, wie wichtig das Ehrenamt für ein funktionierendes Gemeinwohl und Zusammenleben war und ist.

Für die Zukunft bekundete die Gemeinde ihre Unterstützung und ermutigte die Ehrenamtlichen, ihr wertvolles Wissen und ihre Fähigkeiten weiterhin zum Wohle der Gemeinschaft einzubringen. Das erfolgreiche Konzept des Repair-Cafés soll dabei weiter ausgebaut und fortgesetzt werden, um auch künftig einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit und Gemeinschaft zu leisten.

Der Ehrenamtstag 2024 war somit nicht nur eine Feier der Ehrenamtlichen, sondern auch eine Verpflichtung für die Gemeinde, das ehrenamtliche Engagement weiter zu fördern und zu unterstützen.

Ingobert Balkenhol

Aus der Presse